Inschrift der Tafeln aus „Spaziergang nach Lützschena“, 1830
„Von hier aus [dem Ex Voto] beugt rechts ein Seitenweg ein zu dem, auf einer immer mit blühenden Rosen umpflanzten Anhöhe befindlichen Monumente Kaiser Alexanders I. in Gusseisen, aus der königlichen Eisengiesserei zu Berlin. Die wohlgetroffene Büste des Kaisers steht auf einem Postamente, dessen 1ste Platte die Inschrift führt:
„Der Zuruf selber des Engels belohnt nicht ganz einen König, der Gott sein Herz geweiht.“ Klopstock
die 2te im Sinne des Dichters also fortfährt:
„Und gute Thaten in vollen Schaaren um sich verbreitete, bis sein Geist zu der Unsterblichkeit sich schwang.“ M. v. Speck
und in dessen 3ter Platte die Worte eingegraben sind: „Wilia 1807.“ Ce jour est le plus beau de ma vie! ALEXANDRE
Wenn die ersten beiden Inschriften an die grossen Eigenschaften und Verdienste des Fürsten erinnern sollen, so ruft dagegen die letzte den hohen Wert des Menschen Alexander uns wieder ins Gedächtnis, indem sie auf die folgende Begebenheit sich bezieht, welche der edlen Menschenfreundlichkeit des Kaisers vollgültiges Zeugnis giebt.
Auf einer Reise nach Lithauen war Kaiser Alexander seinen Begleitern vorausgeeilt, und sahe am Ufer der Wilia Leute mit einem Ertrunkenen beschäftiget. Sogleich stieg er vom Pferde und rieb dem verunglückten Landmanne Handgelenke und Schläfe. So fand ihn sein Gefolge. – Wylie, sein Leibarzt (derselbe, welcher dem Besitzer des Parks im J. 1825 das Leben rettete, als dieser beim Durchgehen der Pferde mit dem Wagen schwer verwundet, ins kaiserliche Hoflager nach Taganrog kam), bemühte sich eine Stunde lang, des Ertrunkenen Lebensgeister zurückzurufen. Als nun schon alle die Hoffnung seiner Rettung aufgegeben hatten, drang der Monarch auf einen neuen Versuch mit Oeffnung der Ader. Und siehe! Endlich floss Blut. „Bon dieu“ – rief bei diesem Anblick der Kaiser voll freudiger Rührung – „bon dieu! Ce jour est le plus beau de ma vie!“ – Die Gesellschaft für Humanität in London hörte von dieser Edelthat, und schickte dem Selbstherrscher der Reussen eine goldene Medaille zum Andenken an das menschenfreundliche Werk. „Ich kann – antwortete Alexander – mich der Genugthuung nicht entziehen, einer Gesellschaft anzugehören, deren Zwecke der Sache der Menschheit gewidmet, und den theuersten Bewegungen meiner Brust so verwandt sind.“
„Und dies war nicht die einzige Grossthat Alexanders; hätte man nicht denken sollen, Aller Herzen würden ihm in dankbarer Liebe und Ergebenheit entgegengeschlagen haben? Aber das ist nun einmal das gesellschaftliche Loos, dem auch das Beste auf Erden nicht entgeht: der Tadel erreicht es nicht minder, und angehaucht wird es von der Missgunst und dem Neide der Schlechteren. Kein Wunder also, dass auch Alexanders Neuerungen zum Heile seines Volkes ebenso ihre Feinde fanden, dass das neue Gesetzbuch voll Weisheit und Milde – gemissbilligt ward, dass die Aufhebung von Leibeigenschaft manche Grossen des Reichs erzürnte, kurz, dass man den besten, edelsten Willen missdeutete und verkannte!“